Das Energieflussmanagementsystem EcoQPower von Dürr steigerte die Energieeffizienz der Lackiererei eines Automobilherstellers.
Das deutsche Maschinenbauunternehmen Dürr gab kürzlich bekannt, dass es einem deutschen Automobilhersteller sein neues Energieflussmanagementsystem EcoQPower zur Verfügung gestellt hat, mit dem dieser den Gesamtenergieverbrauch seiner Lackiererei um 19 % senken konnte.
Auf dem Weg zur nachhaltigen Lackieranlage wurde bisher von Produkten und Layouts bis hin zur Digitalisierung an vielen einzelnen Stellschrauben gedreht, um unter anderem Lackierkabinen, Trockner oder Belüftungskonzepte immer energieeffizienter zu gestalten. Statt weiterhin Einzelelemente zu optimieren, nimmt EcoQPower die Lackieranlage als Ganzes in den Blick, einschließlich der vom Anlagenbetreiber eingebrachten Energie. Um alle verfügbaren Energiequellen maximal auszunutzen, werden sämtliche Energieströme zur Versorgung aller Prozessschritte der Lackieranlage miteinander vernetzt.
Die richtige Vernetzung, die ein hohes Know-how erfordert, ist der entscheidende Faktor. Sie ist vergleichbar mit dem menschlichen Nervensystem, über das der Körper Informationen aufnimmt und vielfältige Mechanismen steuert. Im übertragenen Sinne bilden die Vernetzungen in der Lackieranlage das „Nervensystem“, über das sich die Wärme- und Kälteströme von einem Prozessbereich zum anderen weiterleiten lassen. Der Effekt: Statt jeden Prozessbereich – also zum Beispiel Lackierkabine, Trockner oder Vorbehandlung – isoliert mit Energie zu versorgen und dabei oft Energie zu verschwenden, erhält jeder Prozessbereich nur exakt die Menge, die er wirklich benötigt.
Bei der Elektrifizierung von Prozessen ist es für die Integration von Wärmepumpen relevant, auf welchem Temperaturniveau Wärme bereitgestellt werden muss. Bislang gab es ein Niveau für alle Prozesse, das sich beispielsweise an der Temperatur der Zwischentrockner von 80°C orientierte. Mit dem hochtemperierten Wasser werden aber auch Lüftungsanlagen betrieben, die die Raumluft nur auf ca. 21 °C erwärmen. Genau hier setzt EcoQPower an. Jeder Prozess erhält nicht nur die passende Menge an Energie, sondern auch das benötigte Temperaturniveau.
Damit können bisher ungenutzte Abwärmequellen erschlossen werden. Um das zu ermöglichen, hat Dürr eine Software entwickelt, die den Bedarf an Wärme und Kälte in Form eines Quellen-Senken-Profils ermittelt. In dieses fließen auch die klimatischen Standortbedingungen ein, ebenso allgemeine Rahmendaten, wie Produktionskapazitäten, Fahrzeugtypen sowie vorhandene Energien, wie Geo- oder Solarthermie, die eingebunden werden können. Da jeder Prozess andere Anforderungen hat, z. B. an das Temperaturniveau von Wärme und Kälte, clustert Dürr die verschiedenen Niveaus, um sie wirtschaftlich sinnvoll zusammenzufassen. Das Wissen, welche Abwärmequellen wofür genutzt werden können, ermöglicht es, Synergien aus den Prozessen zu ziehen und die Hardwarekomponenten, wie z. B. Wärmepumpen, Warm- und Kaltwassertanks oder einen Kühlturm, passend für ihre Einsatzzwecke auszuwählen und exakt auszulegen.